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VQF: Selbstregulierende Organisation für Finanzdienstleistungen in der Schweiz
Wissensdatenbank

VQF: Selbstregulierende Organisation für Finanzdienstleistungen in der Schweiz

Alex Buri
Of Counsel
30 Juli 2025

Einleitung


VQF ist die bedeutendste Selbstregulierungsorganisation (SRO) für Finanzintermediäre in der Schweiz. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Geldwäschereigesetzes (GwG) im nicht regulierten Finanzsektor. Dieser Beitrag analysiert die Struktur, Funktion, Mitgliedschaft und Relevanz des VQF in der Schweizer Finanzarchitektur.

Inhaltsverzeichnis

Rechtlicher Hintergrund des VQF

Der VQF Verein zur Qualitätssicherung von Finanzdienstleistungen wurde 1998 mit Sitz in Zug gegründet und ist seitdem von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA als Selbstregulierungsorganisation nach Artikel 24 GwG anerkannt. Damit darf der VQF im Rahmen des sogenannten parabankischen Bereichs (nicht direkt FINMA-regulierte Institute) Aufsichts- und Kontrollaufgaben übernehmen.

Das Schweizer Geldwäschereigesetz (GwG) verlangt, dass bestimmte Finanzintermediäre – etwa Treuhänder, Vermögensverwalter, Kreditvermittler oder Zahlungsdienstleister – entweder direkt der FINMA unterstellt sind oder sich einer anerkannten SRO anschliessen. Der VQF ist in diesem Zusammenhang der grösste und aktivste Anbieter.

Struktur und Aufgaben des VQF

Compliance-Experten und Auditoren tätig ist. Unterstützt wird der VQF durch externe Partner, die bei der Durchführung von Audits und Schulungen mitwirken.

Zu den Hauptaufgaben des VQF zählen:

  • die Überwachung der Mitglieder hinsichtlich der Einhaltung der GwG-Vorgaben,
  • die Durchführung jährlicher Prüfungen (Audits),
  • die Erstellung von Richtlinien, Merkblättern und Arbeitshilfen,
  • die Weiterbildung und Schulung der Mitglieder,
  • sowie die Vertretung gegenüber Behörden, insbesondere gegenüber der FINMA.

Arten der Mitgliedschaft

Der VQF bietet verschiedene Arten der Mitgliedschaft an, die sich in ihrer Reichweite und Verpflichtung unterscheiden:

  • Aktive Mitgliedschaft

    Die aktive Mitgliedschaft richtet sich an Finanzintermediäre, die gemäss Artikel 2 Absatz 3 GwG dem Gesetz unterstehen und einer Aufsichtsorganisation angeschlossen sein müssen. Diese Mitglieder unterliegen der vollständigen Prüfpflicht, müssen ein internes Kontrollsystem aufbauen und sich jährlich prüfen lassen.
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  • Passive Mitgliedschaft

    Die passive Mitgliedschaft ist für Institutionen oder Einzelpersonen vorgesehen, die nicht unter die GwG-Aufsichtspflicht fallen, aber dennoch von den Dienstleistungen und Informationen des VQF profitieren möchten. Diese Mitglieder sind nicht prüfungspflichtig, erhalten jedoch Zugang zu Netzwerken, Weiterbildungen und regulatorischen Updates.
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Vorteile der Mitgliedschaft im VQF

Eine Mitgliedschaft im VQF bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere im Vergleich zu anderen Selbstregulierungsorganisationen wie PolyReg, ARIF oder OAD-FCT:

  • Glaubwürdigkeit und Reputation: Der VQF ist seit über 25 Jahren etabliert und gilt als Marktführer im Bereich parabankischer Aufsicht.
  • Regulatorische Klarheit: Eigene Richtlinien, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen.
  • Zugang zu Weiterbildung: Pflicht- und Wahlseminare zu AML, Compliance und Risikomanagement.
  • Zentrale Lage in Zug: Nähe zu wichtigen Akteuren im Crypto Valley.
  • Modularer Beitrittsprozess mit klar definierten Fristen und Schritten.
Der Beitrittsprozess zum VQF
Der Aufnahmeprozess beim VQF ist strukturiert und besteht aus mehreren Phasen:

  1. Antragsstellung mit Dokumentation zur Organisation, Geschäftsmodell und AML-Konzept.
  2. Vorprüfung durch den VQF (ggf. Rückfragen und Ergänzungen).
  3. Entscheid über Aufnahme durch das zuständige Organ des VQF.
  4. Vertragliche Regelung und Zahlung der Aufnahmegebühr.
  5. Erstprüfung innerhalb von 12 Monaten nach Aufnahme (bei aktiver Mitgliedschaft).

Die Dauer des Gesamtprozesses variiert je nach Vollständigkeit der Unterlagen, beträgt aber in der Regel zwischen 4 und 8 Wochen.

Adam Abdellaoui

Of Counsel
info@goldblum.ch
+41 (44) 5152530

Kosten der VQF-Mitgliedschaft im Überblick


Kosten der VQF-Mitgliedschaft im Überblick

Die Mitgliedsbeiträge und Gebühren der VQF variieren je nach Art der Mitgliedschaft, Unternehmensgrösse und Risikoprofil. Die folgende Struktur gilt gemäss offizieller Website vqf.ch:

Aufnahmegebühr (einmalig):

Mitgliedstyp

Betrag (CHF)

Aktive Mitglieder

1’000.–

Passive Mitglieder

500.–


Diese Gebühr wird bei Aufnahme fällig und deckt die internen Prüf- und Bearbeitungskosten.


Jahresbeitrag:

Mitgliedstyp

Jahresbeitrag (CHF)

Aktive Mitglieder

ab 2’000.– bis 10’000.–

Passive Mitglieder

500.–


Der konkrete Betrag richtet sich nach dem Risikoprofil, der Grösse des Unternehmens und der Anzahl Mitarbeiter. Der VQF stuft Mitglieder in interne Risikokategorien ein, was Einfluss auf Beitragshöhe und Prüfintensität hat.

Auditkosten:

Für aktive Mitglieder fallen zusätzlich jährliche Prüfungskosten (Audit) an. Diese werden nach Aufwand verrechnet:

  • Basispreis für das Standardaudit: ab 3’000.– CHF
  • Erhöhte Prüfkosten bei komplexen Strukturen: bis zu 8’000.– CHF oder mehr

Der genaue Preis hängt vom Umfang der Dienstleistungen, Anzahl Kundenbeziehungen, internationalen Verflechtungen und Compliance-Bewertung ab.


Empfehlung für Unternehmen

Vor dem Beitritt empfiehlt sich eine detaillierte Kostenanalyse, um zu entscheiden, ob eine aktive oder passive Mitgliedschaft sinnvoll ist. Besonders für kleine Start-ups im Bereich Crypto oder Zahlungsdienste mit einfachem Geschäftsmodell kann die passive Mitgliedschaft als Einstieg nützlich sein – mit späterem Wechsel in den aktiven Status.

Unterschiede zu anderen SROs in der Schweiz

SRO

Gründungsjahr

Fokusbereiche

Mitgliederprofil

Besondere Dienstleistungen

VQF

1998

Breiter Finanzsektor

Vermögensverwalter, Treuhänder

Compliance-Schulungen, Audits

PolyReg

1999

Allgemeine Vermittler

Diverse Finanzintermediäre

Flexible Mitgliedschaftsmodelle

ARIF

2001

Forex, Anlageberater

Forex-Anbieter, Treuhandgesellschaften

Spezifische Forex-Regelungen

OAR-G

2014

Kryptowährungen

Krypto-Dienstleister

Fokus auf digitale Assets



Vergleich der wichtigsten SROs in der Schweiz: VQF, PolyReg, ARIF und OAR-G

Der folgende Vergleich zeigt die zentralen Unterschiede zwischen den bedeutendsten Selbstregulierungsorganisationen (SROs) in der Schweiz. Die VQF gilt als führende Anlaufstelle für Finanzintermediäre im Bereich Parabanking, während andere SROs wie PolyReg, ARIF oder OAR-G teils unterschiedliche Branchenschwerpunkte setzen.

Fokus und Spezialisierung

Während die PolyReg ein breites Spektrum an Mitgliedschaftsmodellen abdeckt und primär auf allgemeine Vermittler und Treuhänder ausgerichtet ist, konzentriert sich die ARIF stark auf den Forex-Handel und internationale Vermögensverwaltung. Die OAR-G mit Sitz in Genf hat sich hingegen auf Akteure im Bereich Blockchain, Tokenisierung und Kryptowährungen spezialisiert.

Die VQF SRO unterscheidet sich durch ihren gezielten Fokus auf den parabankischen Finanzsektor, zu dem unter anderem Zahlungsdienstleister, unabhängige Vermögensverwalter und FinTechs zählen. Darüber hinaus fungiert sie nicht nur als Aufsichtsorgan, sondern auch als Fachstelle für Compliance- und Geldwäschereifragen. Mitglieder profitieren von praxisnahen Richtlinien, spezialisierten Weiterbildungen und individueller Beratung.

Prüfungsdichte und Compliance-Standards

Ein wesentlicher Unterschied zur PolyReg liegt in der Intensität der regulatorischen Kontrolle. Während PolyReg auf flexible Modelle setzt und in ihrer Struktur eher schlank agiert, implementiert die VQF ein strenges Prüfungsregime mit regelmässigen Audits, Fokus auf Prävention und hohen Anforderungen an das interne Kontrollsystem (IKS). Dies verleiht der VQF ein hohes Mass an Glaubwürdigkeit bei Banken, Behörden und institutionellen Partnern.

Mehrwert für neue Marktteilnehmer

Gerade für Start-ups, Scale-ups oder neue Marktteilnehmer, die sich im Finanzsektor etablieren möchten, bietet die Mitgliedschaft bei der VQF nicht nur eine Erfüllung gesetzlicher Auflagen gemäss Geldwäschereigesetz, sondern auch einen strategischen Mehrwert. Durch Zugang zum vqf mitgliederverzeichnis, gezielte Schulungen und persönliche Ansprechpartner erhalten junge Unternehmen frühzeitig Einblick in regulatorische Standards und können ihre Geschäftsprozesse professionell ausrichten.

Adam Abdellaoui

Of Counsel
info@goldblum.ch
+41 (44) 5152530

Mitgliedersuche und Verzeichnis

Der VQF bietet auf seiner Website ein öffentlich zugängliches Mitgliederverzeichnis (vqf mitgliederverzeichnis), das als Recherche-Tool genutzt werden kann. Über die VQF Member Search kann man prüfen, ob ein bestimmter Finanzintermediär Mitglied ist, wann die letzte Prüfung stattfand und ob Hinweise auf aufsichtsrechtliche Massnahmen vorliegen.

Diese Transparenz stärkt nicht nur das Vertrauen bei Kunden und Partnern, sondern dient auch zur Prävention von Geldwäscherei.

Weiterbildung und Lizenzfragen

Ein zentrales Angebot des VQF ist die regelmässige Weiterbildung (VQF Weiterbildung) seiner Mitglieder.

Dabei handelt es sich um Seminare, Webinare und Pflichtkurse zu:
  • Geldwäschereibekämpfung (AML),
  • Sorgfaltspflichten nach GwG,
  • Risikomanagement im FinTech-Umfeld,
  • neue gesetzliche Entwicklungen (z. B. DLT-Gesetzgebung).

Zudem berät der VQF Mitglieder, ob sie zusätzlich zur SRO-Anbindung eine Lizenz (VQF License) nach Finanzinstitutsgesetz (FINIG) benötigen, etwa als Vermögensverwalter oder Trustees.

VQF im Kontext von Crypto und Zug

Besonders relevant ist der VQF für FinTech- und Crypto-Unternehmen im Kanton Zug, da viele dieser Firmen in einem regulierten Rahmen agieren wollen, aber (noch) keine FINMA-Lizenz benötigen. Als SRO mit Sitz in Zug (VQF Zug) ist der Verein optimal vernetzt im Schweizer Crypto Valley.

Er bietet diesen Firmen eine Brücke zwischen Innovation und Regulierung – mit angepassten Prüfverfahren und spezialisierten Ansprechpartnern für DLT-Geschäftsmodelle.

Häufige Fragen und Antworten —
VQF – Selbstregulierende Organisation in der Schweiz


Der VQF ist eine anerkannte Selbstregulierungsorganisation (SRO) mit Sitz in Zug. Er überwacht Finanzintermediäre, die nicht direkt von der FINMA reguliert werden, und stellt sicher, dass sie die Vorschriften zur Geldwäschereibekämpfung einhalten.

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