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Vergleich der Rechtsformen: praktischer Leitfaden

Louis Mummenthaler
5. Juni, 2025

Inhaltsverzeichnis

Vergleich der Rechtsformen

Einführung & Ziel des Vergleichs

Die Wahl der richtigen Rechtsform ist einer der wichtigsten Schritte bei der Gründung eines Unternehmens in der Schweiz. Sie beeinflusst nicht nur steuerliche und finanzielle Aspekte, sondern auch die persönliche Haftung, die Außenwirkung und die unternehmerische Flexibilität. Die drei am häufigsten gewählten Rechtsformen sind das Einzelunternehmen, die GmbH und die AG. Jede dieser Formen bringt unterschiedliche Vorteile, aber auch Pflichten mit sich – abhängig von der Unternehmensgröße, dem verfügbaren Startkapital und den langfristigen Zielen der Gründer.

Dieser Vergleich richtet sich an angehende Unternehmerinnen und Unternehmer, die vor der Entscheidung stehen, wie sie ihre Geschäftsidee rechtlich strukturieren möchten. Der Beitrag gibt einen praxisnahen Überblick über die Unterschiede, Vorzüge und Herausforderungen der jeweiligen Rechtsformen. Dabei geht es nicht nur um juristische Details, sondern auch um strategische Überlegungen: Welche Form passt zu meinem Geschäftsmodell? Wie schütze ich mein Privatvermögen? Welche Anforderungen stellt der Verwaltungsaufwand? Auch Aspekte wie Schweizer Arbeitsrecht oder die Einhaltung von Sozialstandards sollten von Anfang an berücksichtigt werden.

Ziel ist es, durch eine fundierte Gegenüberstellung die Entscheidungsfindung zu erleichtern und typische Fehler bei der Rechtsformwahl zu vermeiden. Denn die richtige Grundlage ist entscheidend für einen stabilen und zukunftssicheren Unternehmensaufbau. Gründerinnen und Gründer, die ein Schweizer Start-up ins Leben rufen möchten, finden in diesem Umfeld ideale Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum.

Einzelunternehmen, GmbH, AG – Vor- und Nachteile

Die drei beliebtesten Rechtsformen in der Schweiz – das Einzelunternehmen, die GmbH und die AG – unterscheiden sich deutlich hinsichtlich Gründungsvoraussetzungen, Haftungsstruktur, Verwaltung und steuerlicher Belastung. Die Wahl sollte daher wohlüberlegt und an die individuellen Bedürfnisse des Gründers angepasst sein.
  • Einzelunternehmen
    Das Einzelunternehmen ist die einfachste und günstigste Form, ein Geschäft zu starten. Es erfordert weder ein Mindestkapital noch eine notarielle Beurkundung. Die Anmeldung erfolgt beim Handelsregister, sobald ein Jahresumsatz von CHF 100’000 erreicht wird. Der Inhaber haftet jedoch unbeschränkt mit seinem gesamten Privatvermögen – das stellt ein erhebliches Risiko dar. Steuerlich wird das Unternehmen mit dem privaten Einkommen des Inhabers zusammen veranlagt. Der Verwaltungsaufwand ist gering, die Buchführungspflichten sind überschaubar. Diese Rechtsform eignet sich insbesondere für Freiberufler und Kleinstunternehmer. Für risikoarme Tätigkeiten reicht häufig eine schlanke Struktur – ergänzende nützliche Versicherungen helfen dabei, unerwartete Belastungen abzufangen.
  • Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
    Die GmbH kombiniert Vorteile einer Kapitalgesellschaft mit überschaubarem Gründungsaufwand. Sie erfordert ein Mindestkapital von CHF 20’000, das vollständig einbezahlt werden muss. Die Haftung ist auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt, das private Vermögen der Gesellschafter bleibt geschützt. Ein Handelsregistereintrag ist obligatorisch, ebenso wie ein Gesellschaftsvertrag. Die GmbH eignet sich für kleinere bis mittlere Unternehmen und vermittelt durch ihre Struktur Seriosität gegenüber Geschäftspartnern. Sie unterliegt der doppelten Besteuerung: Auf Ebene der Gesellschaft und bei der Ausschüttung an Gesellschafter.
  • Aktiengesellschaft (AG)
    Die AG ist die bevorzugte Rechtsform für größere und wachstumsorientierte Unternehmen. Sie verlangt ein Mindestkapital von CHF 100’000, wovon mindestens CHF 50’000 einbezahlt werden müssen. Die Aktionäre haften nur mit ihrer Einlage. Die AG erlaubt eine klare Trennung zwischen Eigentum und Geschäftsführung und ist für die Kapitalbeschaffung durch Investoren ideal. Durch die Möglichkeit zur Ausgabe von Inhaber- oder Namenaktien bietet sie Flexibilität und Anonymität. Die Anforderungen an Buchführung, Revision und Publikation sind deutlich höher als bei der GmbH.
  • Vergleich auf einen Blick
    • Gründung: Einzelunternehmen am einfachsten, AG am aufwändigsten
    • Haftung: Nur bei Einzelunternehmen unbeschränkt
    • Kapitalbedarf: GmbH ab CHF 20’000, AG ab CHF 100’000
    • Steuern: GmbH und AG unterliegen doppelter Besteuerung, Einzelunternehmen einfacher Besteuerung
    • Verwaltung: AG mit höchstem administrativen Aufwand
Die Entscheidung für eine Rechtsform sollte nicht nur auf Basis der Kosten getroffen werden, sondern auch Aspekte wie Haftungsrisiko, Wachstumsstrategie, Investorenzugang und Reputation einbeziehen.
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Entscheidung nach Kapital, Risiko, Besteuerung usw.

Entscheidung nach Kapital, Risiko, Besteuerung usw.

Die Wahl der passenden Rechtsform hängt maßgeblich von individuellen Faktoren ab. Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht – vielmehr sollten Gründerinnen und Gründer die Vor- und Nachteile unter Berücksichtigung ihrer finanziellen Möglichkeiten, Risikobereitschaft und langfristigen Ziele abwägen.
  • Kapitalbedarf
    Das verfügbare Startkapital ist oft ein entscheidendes Kriterium. Wer ohne große finanzielle Mittel startet, wird sich eher für ein Einzelunternehmen entscheiden. Wer hingegen bereit ist, Kapital zu investieren, kann mit einer GmbH oder AG mehr Struktur, Sicherheit und Ansehen erlangen. Für größere Vorhaben oder bei geplanter Beteiligung Dritter bietet die AG klare Vorteile.
  • Haftungsrisiken
    Die persönliche Haftung ist einer der größten Unterschiede. Einzelunternehmer tragen das volle Risiko mit ihrem Privatvermögen – was gerade bei riskanten Geschäftsmodellen oder im Falle von Schulden problematisch sein kann. GmbH und AG bieten durch die Beschränkung auf das Gesellschaftsvermögen einen besseren Schutz. Wer sein Privatvermögen sichern will, sollte daher eine Kapitalgesellschaft in Betracht ziehen.
  • Steuerliche Überlegungen
    Steuerlich gibt es keine pauschal „beste“ Lösung. Einzelunternehmen profitieren zunächst von einer einfacheren Versteuerung – alle Gewinne werden als Einkommen versteuert. Dafür gibt es keine Trennung zwischen Unternehmens- und Privatsphäre. GmbHs und AGs unterliegen der doppelten Besteuerung (Unternehmensgewinn + Dividende), bieten dafür aber mehr Gestaltungsspielraum und Optimierungsmöglichkeiten – etwa durch gezielte Lohn-/Dividendenstrategien.
  • Gründungsaufwand und Administration
    Einzelunternehmen lassen sich schnell und unkompliziert eintragen. GmbHs und AGs erfordern notarielle Beurkundung, ein Gesellschaftsprotokoll und die Einzahlung des Stammkapitals. Auch die Buchhaltung ist aufwändiger, insbesondere bei der AG. Wer sich jedoch langfristig professionalisieren und wachsen möchte, profitiert von der höheren Struktur und Transparenz einer Kapitalgesellschaft. Dabei spielt insbesondere die Schweizer Mehrwertsteuer eine zentrale Rolle bei der administrativen Planung.
  • Externer Eindruck und Wachstum
    Die Außenwirkung spielt gerade bei Investoren und Partnern eine Rolle. Eine AG wirkt international und professionell – ideal für skalierbare Geschäftsmodelle. Die GmbH signalisiert Bodenständigkeit und Zuverlässigkeit, während das Einzelunternehmen oft mit persönlichem Engagement, aber auch mit begrenzten Mitteln assoziiert wird.
Fazit dieses Abschnitts: Wer auf Sicherheit, klare Trennung von Geschäfts- und Privatbereich sowie Wachstumsfähigkeit setzt, sollte frühzeitig in eine GmbH oder AG investieren. Für überschaubare, risikoarme Tätigkeiten kann ein Einzelunternehmen der richtige Startpunkt sein.

Fazit

Die Wahl der Rechtsform beeinflusst nicht nur die Gründung, sondern auch die langfristige Entwicklung eines Unternehmens. Einzelunternehmen punkten mit einfacher Struktur, bergen aber hohe persönliche Risiken. GmbH und AG bieten Schutz und Professionalität, verlangen jedoch mehr Kapital und Verwaltung. Wer strategisch plant, wählt die passende Form für seine Vision – und legt so das Fundament für nachhaltigen Erfolg.

Gerade in den ersten Jahren ist es entscheidend, die richtige Balance zwischen unternehmerischer Freiheit, rechtlicher Sicherheit und steuerlicher Effizienz zu finden. Die richtige Rechtsform unterstützt nicht nur das Tagesgeschäft, sondern erleichtert auch die Skalierung des Geschäftsmodells, die Kapitalaufnahme oder den Einstieg von Partnern.

Wer sein Unternehmen auf eine stabile Grundlage stellen will, sollte nicht nur die aktuelle Situation berücksichtigen, sondern auch künftige Entwicklungen mitdenken. Eine professionelle Beratung – etwa durch Treuhänder, Anwälte oder Plattformen wie Goldblum.ch – hilft dabei, Fehler zu vermeiden und die Weichen frühzeitig richtig zu stellen.

Unabhängig von der Entscheidung gilt: Der unternehmerische Erfolg hängt nicht allein von der Rechtsform ab, sondern auch von Weitsicht, Engagement und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Verlässliche Informationen zur Sozialversicherung in der Schweiz tragen dazu bei, Pflichten rechtzeitig zu erkennen und korrekt umzusetzen.

Adam Abdellaoui

Off-Counsel
info@goldblum.ch
+41 (44) 5152530

FAQ – Häufige Fragen zum Vergleich von Einzelunternehmen, GmbH und AG

Das Einzelunternehmen ist am einfachsten und kostengünstigsten zu gründen. Es erfordert kein Mindestkapital und keine notarielle Beurkundung.
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